Denkanstöße: Sexuelle Belästigung im Larp
Facebook ist ein tolles Medium. Viele Leute posten spontan interessante Kommentare zu verschiedenen Themen. Da wir uns auf facebook keine perfekt ausformulierten, rundum durchdachten Beiträge erwarten, ist die Hemmschwelle, etwas beizutragen viel geringer. Deshalb wird auf facebook viel diskutiert, auf Blogs hingegen nur wenig. Der Nachteil von facebook ist, dass alle Beiträge irgendwann im Dunkel der timeline verschwinden. Ich möchte deshalb versuchen, eine (subjektive) Auswahl an facebook-Beiträgen dauerhaft in diesem Blog zu archivieren. Die folgenden Beiträge sind mit Einverständnis der Autor*innen (teilweise gekürzt, aber ansonsten unverändert) wiedergegeben.
Im Jahr 2020 hat Olivia Fischer in der größten österreichischen facebook-Gruppe mit Larp-Bezug eine Diskussion zu sexueller Belästigung im Larp angestoßen, die meines Wissens bei uns nie zuvor in dieser Öffentlichkeit und Breite geführt wurde. Diverse Betroffene (in erster Linie Frauen) haben sich gemeldet und eigene Erfahrungen geschildert.
(Link zur Original-Diskussion mit sämtlichen Beiträgen.)
Olivia Fischer hat geschrieben:
Ich möchte das in einem anderen Thread beschriebene Erlebnis von sexueller Belästigung als Anlass nehmen, hier einmal offen darüber zu sprechen.
Ich denke, es kommt in vielen Communities, Hobbies, Situationen, etc. vor, dass es Fälle von sexueller Belästigung gibt. Auch auf Larps. Im Gegensatz zur internationalen Larpszene wird bei uns in Österreich aber selten thematisiert, dass diese Dinge auch in unserer heilen “Larpwelt” passieren.
Ich glaube, dass vielen Menschen gar nicht bewusst ist, dass eine bestimmte Handlung von einer anderen Person als sexuelle Belästigung aufgefasst werden könnte. Ich glaube auch, dass Unbeteiligte vielleicht gar nicht so sensibilisiert sind, dass sie, falls sie einen Fall von sexueller Belästigung beobachten, diesen auch so einstufen und dann die bedrängte Person unterstützen. Und ich glaube vor allem, dass manche Personen sich nicht trauen, etwas zu sagen, weil sie glauben “es gehört dazu”, sie “die Szene / Atmosphäre nicht verderben wollen”, “ein/e coole/r Rollenspieler/in sein wollen”, “einen Weg in die Community finden wollen und da nicht gleich als ‘Spaßverderber/in’ oder ‘Spießer/in’ dastehen wollen’ oder sie vielleicht in dem Moment einfach überfordert sind, sich danach aber unwohl fühlen.
Ich glaube, dass so etwas häufig vorkommt, weil ich es schon in vertrauten Runden gehört habe und weil es mir auch selbst am Anfang meiner Larpkarriere passiert ist. Ich habe mit 18 zu larpen begonnen und ich war weder in meinem Selbstbewusstsein so gefestigt noch in meinen social skills, als dass ich gut mit Zudringlichkeiten hätte umgehen können. Mir persönlich sind folgende unangenehme Dinge auf unterschiedlichen Larps passiert (nur so als Beispiel):
Jemand hat mich in einer beschwingten Tavernenszene als “Schankmaid” auf seinen Schoß gezogen und ich dachte, ich muss jetzt mit Partystimmung spielen. Ich bin sehr schnell aufgestanden, weil es mir unangenehm war, aber wurde wieder zurück auf den Schoß gezogen. Daraufhin bin ich wegegangen.
Mir wurde bei einer Fantasyheilung unnötigerweise unter das Gewand gegriffen und über die Brust gestrichen.
Mir wurde in diversen Tavernensezene auf den Hintern gegriffen, egal was ich gespielt habe.
Ich wurde aus dem Blauen heraus einfach von jemanden in einer Szene geküsst (ohne dass sich das irgendwie angebahnt hätte), inklusive Zunge in den Mund stecken.
Ich habe in all diesen Situationen nie etwas gesagt, sondern habe irgendwie mitgespielt und dann die Situation so schnell wie möglich verlassen und die entsprechenden Personen gemieden. Ich hab damals nicht gewusst was ich sagen soll, es war mir auch nicht bewusst, dass ich einfach etwas sagen kann und das ich nicht bei allem mitspielen muss um eine normale oder coole Larperin zu sein. Mittlerweile weiß ich schon seit vielen Jahren, dass nur ich entscheide, was ich angenehm oder unangenehm finde. Ich weiß auch, dass nur weil ich etwas mit einer Person spiele (z.B. einen Kuss), das kein Freibrief für alle anderen ist.
Ich hoffe, dass alle NeueinsteigerInnen nicht die selben Fehler wie ich machen und von Anfang an einfach auf ihre eigenen Grenzen und ihr Wohlbefinden achten. Es gibt im Larp nichts, dass man tun muss um cool zu sein oder dabei zu sein!
Und ich hoffe, dass wir als Community mehr über solche Dinge reden und damit allen helfen, besser mit solchen schwierigen Situationen umzugehen.
Johanna hat geantwortet:
…
Ich bin auch im Larp mal in so eine Situation gekommen, allerdings Abends, als alle getrunken/betrunken und schon OT waren.
Obwohl mehrmals von mir ein Nein ausgesprochen wurde und ich Ausreden wie “aber für meine Frau ist das ok” mehr als falsch sehe, fiel es mir td schwer danach mit anderen zu reden.Was ich spannend finde sind allerdings auch die Reaktionen von anderen auf solche Situationen.
Ja, mir wurde geglaubt und mir wurde ein Haufen Mitleid zugeworfen. Allerdings hätte mir Hilfe und Unterstützung in der Hinsicht mehr geholfen als Mitleid.
Auch ein generelles Aufmerksam machen auf zukünftigen Larps, mit Code-Wörtern oder dezidierte Ansprechpersonen wären ein Hit. Aber abgesehen von “ja wär ne gute Idee”, ist die Jahre darauf nichts passiert.
Ich persönlich werd allerdings auf meinen Larps anfangen solche safety nets aufzubauen.
Marina hat geantwortet:
Ich hoffe mein Beitrag wird nicht zu emotional aber ich werde es als Opfer von sexueller Belästigung nicht schaffen auf eine nüchterne Ebene zu kommunizieren.
Ich hoffe diese Diskussion verkommt nicht zu einer „Aber gibt es das bei uns wirklich? – Debatte“. Ja und wie es dies gibt. Die Ausnahmesituation plötzlich eine andere Rolle einzunehmen und klar definierte Machtgefälle zu bespielen fördern sexuelle Belästigung enorm.
Dabei kenne ich meistens Fälle von Belästigungen gegenüber Frauen aber auch gegenüber von Männern. Ich habe Situationen von grindiger Anmache in Rolle (mit oder ohne Begrapschen) bis hin zur Angst auf einem Spiel vergewaltigt zu werden erfahren müssen. Larp ist ein Querschnitt unserer Gesellschaft und das leider nicht nur im Guten. Deswegen ist es wichtig es zu Thematisieren.
Falls man auf einem Spiel ist, welches harte Themen darstellt ist die Kommunikation das Wichtigste. Wenn man es schon im Voraus weiß, dass es zu vielleicht unangenehmen Situationen kommen könnte und man den oder die SpielerIn nicht gut kennt, gilt es sich gut vorher abzusprechen. Wenn sich etwas direkt am Spiel ergeben sollte, ist es mir persönlich lieber den oder die SpielerIn ins Outtime zu ziehen und gründlich mit dieser Person alles abzusprechen. Mir ist lieber jemand wirft mir vor sie oder ihn aus der Rolle gebracht als traumatisiert zu haben.
Ich merke auch wie wütend ich bin, während ich hier schreibe. Alles was passiert ist, ist natürlich in meiner Anfängerzeit passiert. In dieser Zeit wie Olivia richtig schreibt man „nett“, „nicht anstrengend“ und „dazugehören will“. Man hat mir auch gesagt „das gehört eben zum Larp dazu“, „sei nicht so prüde“ und „jetzt wirst du aber hysterisch“.
Diese Arschlöcher laufen heute noch auf Larps herum und ich hoffe dass eine Diskussion wie diese es verhindert dass AnfängerInnen die selben Fehler machen wie ich, nämlich den Mund halten und sich niemanden anvertrauen. Was ich noch mehr hasse als aufdringliche Arschlöcher welche ihre Taten verharmlosen wollen sind Personen (leider in meiner Erfahrung Frauen) welche meinen mit ein bisschen Selbstbewusstsein ist das überhaupt kein Problem und die sollen sich eben nicht so anstellen, man selbst bekommt das super hin! Sehr cool für dich! Es gibt aber auch junge AnfängerInnen, welche wie schon oben geschrieben in ihrem Tun und ihren Skills noch nicht so erfahren oder einfach Menschen die introvertiert oder schon vor traumatisiert sind.
Die Argumentation wenn wir alle selbstbewusst und eine Waffe hätten bräuchten wir kein Gesetzbuch ist für mich eine Verhöhnung der Opfer.
Auf einem Larp muss niemand etwas tun mit dem er oder sie sich unwohl fühlt. Brecht einfach ab, geht ins Outtime und sagt „Ich will das nicht!“. Niemand wird euch böse sein und die welche das tun, sollten sich ein anderes Hobby suchen.
Passen wir alle gegenseitig auf uns auf, denn der aller größte Teil der Leute in diesem Hobby sind soziale und wirklich tolle Menschen.
Petra hat geantwortet:
Und daher verteidige ich immer die Workshops, weil durch die hab ich damals gelernt, dass meine Grenze MEINE ist und niemand das Recht hat mir zu sagen, dass sie auf der falschen Stelle sei. Was mir so im Alltag übrigens auch schon sehr geholfen hat.
Es is halt leider wie überall so, dass es Menschen gibt, die meinen “geh hab dich nicht so”. Es wäre schön, wenn unser Hobby eine Ausnahme wäre, aber dieser Illusion darf sich niemand hingeben, denn dann wird er schnell Teil des Problems.
Es is auch manchmal nicht bös gemeint vom gegenüber. Wenns einem passiert, dass man eine Grenze überschritten hat, sich entschuldigen und daraus lernen, dass nur weil mir zb ein klapps am po wurscht is, das nicht bedeutet, dass es allen wurscht is.
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Tamara hat geantwortet:
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Als junger Mensch mit Larp anzufangen ist toll, weil man sich in einem sicheren Kreis fühlt, in dem man sich frei ausdrücken und gefahrlos bewegen kann, so “wie man ist” – besonders als “Nerd”, der sich in der Gesellschaft vielleicht sonst etwas fehlt am Platz fühlt 😉 So ging es zumindest mir mit 17/18 als ich zu larpen begonnen habe und ich hätte mir auch nie über solche Dinge Gedanken gemacht.
Ich hatte aber auch das Glück gerade in der Anfangszeit in einem Kreis von mir bekannten Freunden zu spielen, wo klar war, “was geht und was nicht”. Und man probiert sich als junger Mensch auch aus, gerade unter Freunden. Das ist alles kein Problem – bis man eben außerhalb dieses sehr engen Kreises auf weitere Leute trifft. Die Grundannahme – das sind auch Larper, also sind das gute Leute – ist toll und man macht viele neue Bekanntschaften – aber es birgt eben auch Gefahren. Nicht alle die dasselbe Hobby ausüben sind daher direkt auch superlässig.
Meinem natürlich und auch anerzogenen starken Selbsterhaltungstrieb verdanke ich es, dass ich vielen Situationen ausgekommen bin, die für andere unangenehmer ausgefallen wären. Situationen, wo mir selbst erst weit im Nachhinein bewusst wurde -was- da gerade passiert ist, oder passieren hätte können. Und ich habe leider schon von sehr vielen Freundinnen und Mitspielerinnen erzählt bekommen, wie solche Situationen eskalieren können.
Aber ich muss mich auch an der eigenen Nase fassen! Gerade in der frühen Phase voll Motivation und Eifer, bin ich selbst dem/der einen/einem oder anderen zu nahe getreten, habe ihre/seine Grenzen nicht erkannt. Oder einfach nicht vorher darüber nachgedacht, dass meine Grenzen nicht gleich den Grenzen einer anderen Person entsprechen.…
Iris Krainer hat geantwortet:
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Mit einem allgemeinen “zur Orga gehen” habe ich leider keine besonders guten Erfahrungen gemacht und schon Dinge gehört wie “Der ist halt so” oder “Aber er hilft immer so fleißig überall mit”. Das ist Jahre her und ich ärgere mich heute noch viel zu sehr, dass ich nicht viel vehementer darauf bestanden habe, gehört zu werden. Aber solche Antworten sind ein derartiger Schlag ins Gesicht, dass ich es nicht mehr geschafft habe, den Mund aufzukriegen, sondern einfach nur weg wollte. Ich verstehe jede betroffene Person, die sich das nicht antun will, auch wenn es natürlich kontraproduktiv ist – aber ich bin mir sicher, dass die Hemmschwelle niedriger ist, wenn das Thema dezidiert Platz hat und es Ansprechpersonen gibt.
Jedenfalls finde ich es gut, dass sich was tut und es auch klarer wird, dass die Larp-Szene eben nicht automatisch ein Safe Space ist.
Eine Person hat geantwortet:
Ich wurde auf meinem ersten Larp (20j) sexuell belästigt (leicht gestalkt, immer wieder berührt und der Arm mir um die Hüfte gelegt). Ich bin damals erstarrt, konnt nichts sagen und nur weggehen, weil ich noch nie in so einer Situation war. Eigentlich weiß ich gar nicht wieso ich beim Larpen geblieben bin, wo da vieles falsch lief und mir vorkommt, dass ich immer noch sehr stark “sexualisiert” werde, aber ich möchte hier nicht vom hundertsten ins tausendste und somit wieder dem Thema “Frauenrollen” kommen.
Seither forciere ich Larps mit Workshops, möchte immer mehr lernen über Mechaniken, safe words, etc, weil ich mich sonst nicht sicher fühle auf dem Spiel einer Orga.
Als Orga versuche ich ganz klar auch für Anfängerinnen darauf zu achten eben weil ich in dieser Situation damals alleine war, und nicht wusste an wen ich mich wenden kann.
Eine Person hat geantwortet:
Mir selbst noch nicht passiert, aber einer Freundin war eine Situation super unangenehm. Ihr Char ist durch eine Vergiftung gestorben und die Heiler meinten sie müssten sie jetzt in einem privaten Raum untersuchen. 2 Orga war dabei, ich musste raus, eine andere Spielerin durfte bleiben. Und dann haben die doch tatsächlich angefangen sie auszuziehen, weil sie meinten, ja sie müssen den Bauch untersuchen. Ihr war das super unangenehm, aber hat ja tot gespielt, zum Glück hat die andere Spielerin dann gesagt, dass es zu weit geht.
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Maria Randolf hat geantwortet:
Ich hatte das “Glück” in einem Alter mit Liverollenspiel anzufangen, wo ich schon gefestigt und selbstbewusst genug war, um Leuten die meine Grenzen missachten und kein “Nein” verstehen wollen, einfach ziemlich brutal (wenn nix anderes hilft) drüber zu fahren, bis sie es einsehen. Beim Gedanken daran, wie sich solche Situationen für mein zwanzigjähriges Ich angefühlt haben könnten, wird mir allerdings ganz anders. Es war auch so schon nicht wirklich angenehm (ich bin nicht gern aggressiv), aber “handlebar”.
Es gab auch Situationen, wo ich mich bei der Auswahl meiner Kostüme bei dem Gedanken ertappte, ob ich das überhaupt anziehen kann, weil… es könnte ja jemand als “Aufforderung” verstehen, wenn ich bspw “nur” ein Bauchtanzoutfit oder dergleichen an habe. Hab mich dann meistens für die “sicherere” Variante entschieden und mehr angezogen.
Und das waren übrigens keine Spiele, die besonders “heikle” Themen behandelt haben, sondern ganz klassische 08-15 Larps.
Florian Kolhammer hat geantwortet:
mir selbst ist es bei einem Spiel mal passiert dass mich eine Person nach dem timeout am lagerfeuer sehr “intim” umarmt hat. Mir was das damals wirklich gar nicht recht und es war eine unangenehme Erfahrung. Ziemlich plötzlich und sehr offensichtlich. Gar nicht toll. Ich wünsche das niemandem
Nathalie hat geantwortet:
Wow, ich merke jetzt, durch die Diskussion, dass ich oft falsch gehandelt habe, nicht als Belästiger, sondern als Belästigte. Gerade, wenn ich Dirne gespielt habe, habe ich so oft Dinge über mich ergehen lassen (von Personen von denen ich es nicht wollte), aber nichts gesagt, weil ich eben Dirne spiel und das eben sein muss, weil ich sonst keine gute Rollenspielerin bin, keine Szene machen will, etc.
Daniel hat geantwortet:
Offen gesagt, ich hab absolut keine Ahnung, ob das hier reinpasst und wenn nicht, dann löscht das Posting bitte einfach.
Aber ich wurde auf einem Spiel auch schonmal aufgefordert, meinen Oberkörper zu entblößen, damit Frauen meine sexuelle Attraktivität “bewerten” können und ich muss sagen, ich hab mich mehr als unbehaglich in dieser Situation gefühlt. Witzigerweise hab ich mich nicht gewehrt, weil… keine Ahnung. Es hat IT gepasst und ich war zu verdutzt über die Situation. Im Nachhinein ärgert es mich unglaublich, mein Unbehagen nicht kommuniziert zu haben, aber okay fand ich die Szene absolut nicht.
Eine Person hat geantwortet:
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Auf meinem allerersten Spiel spielte ich (nonaned) eine junge Frau. Im Plot sollten die Spieler einen Schatz von einem Moormonster ergattern, das im Gegenzug aber eine Jungfrau für eine Nacht haben wollte. Was machen die Spieler? Klar, suchen sich eine Jungfrau. Eine (ebenfalls junge) Spielerin also spielt einen Freundschaftszauber auf mich und “bittet” mich, zu dem Moormonster zu gehen. Im Glauben, das gehört zu einem Larp dazu, hab ich natürlich mitgespielt. Mein Char war dann für den restlichen Abend “weg” und ein Ersatzchar musste her. Schnell war in der Spielergruppe beschlossen worden, ich sei jz das “Ruderluder”. Ich, jung und unerfahren, war mit dieser offensiv sexuellen, schlagfertigen Rolle natürlich heillos überfordert. Am nächsten Morgen bekam ich meinen alten Char zurück, von der wahrscheinlichen Vergewaltigung (was würde ein Moormonster sonst eine Nacht lang mit einer Jungfrau tun?) wurde nichts bespielt. Die Spielerin, die mich verzaubert hatte, fragte mich kurz vorm Heimfahren ob das “eh okay” für mich war, ich war aber noch zu perplex um darauf eine vernünftige Antwort zu geben.
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Maximilian Hofbauer hat geantwortet:
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Eine ziemlich bedrückende Erfahrung im Rahmen dieser Diskussion war es für mich, dass mir eine Spielerin, die jung und noch recht kurz dabei ist, erzählt hat, sie hätte sich auf dem letzten von mir veranstalteten Spiel womöglich nicht getraut, sich mit einem allfälligen Problem an mich zu wenden, aus Angst, mich beim Spielleiten zu stören. Ich habe dieses Thema dann mit mehreren Leuten besprochen und auch im Kontext mit anderen Orgas (und gerade auch mit solchen, die sich aktiv darum bemühen, dass das anders ist) Ähnliches gehört. „Mein Problem ist sicher nicht wichtig genug, um die Orga damit zu behelligen“
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Eine Person hat geantwortet:
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Ein Typ hat mit mir eine »heftige« Szene vorher gut abgesprochen. Da war auch ein extra Safe-word dabei. Als die Szene begann, kam plötzlich ein Freund von ihm in den Raum dazu, der kannte unsere ganzen Absprachen nicht. Das war natürlich ein scheiß Gefühl für mich. Und jetzt kommt der schwierige Teil: Der Typ hat mich direkt als der Zweite dazukam kurz und hektisch in der orgen IT Szene gefragt ob es mir gut geht und ich hab »ja« gesagt. Obwohls mir gar nicht gut ging. Selbes Problem wie so oft beschrieben: Ich war zu perlex und in Angststarre um da jetzt »nein« zu sagen. Ich wollte mit dem Flow (der anderen) gehen. Dagegenhalten ist einfach schwieriger als mit dem Flow gehen. (Gedanke: Ja, ist ja nicht so schlimm, der Zweite ist da jetzt dabei passt schon, ist halt so.) Ich denke mir, es wäre besser gewesen er hätte 1. dem zweiten Typ unsere Absprachen gesagt (extra-Safe-word?) oder 2. mich gefragt ob es für mich ok ist, dass der zweite Typ überhaupt dabei ist bei dieser Szene. Mich zu fragen wies mir geht war sicher gut gemeint aber in dem Fall nicht so sinnvoll eventuelll. Natürlich hab ich den Fehler damals ausschließlich bei mir gesucht. Hab mich zu sehr geschämt ums nachher anzusprechen. Klassiker.
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Ich würde mir echt wünschen, dass ich und andere sich nicht mehr schämen müssen, woher auch immer diese komische Scham kommt. Aber ich schwöre euch, das ist das erste, stärkste, vorherrschende und am längsten anhaltende Gefühl bei mir bei allen diesen ähnlichen (auch eindeutigeren) Situationen. Wtf?? Wird wohl ansozialisiert sein. Bin ja nicht alleine mit dem Gefühl. Also vorallem muss sich echt was in unserer Gesellschaft ändern. Bist du deppat…
Eric Berger hat geantwortet:
Ich sehe mich selbst als sehr aufmerksamen zwerg der schaut wenn wem was nicht passt, aber habe in einer Situation einer Frau meine Art als aufdringlich und einschüchtern empfunden hat… Ja… Mein char soll Leute einschüchtern aber sie hat in der Situation gelacht und somit hin ich davon ausgegangen dass ihr char meinen herausfordern will… Im Nachhinein würde ich dann beschuldigt sie belästigt zu haben und bin aus allen Wolken gefallen… Bei dem gespräch mit der sl und ihr meinte sie dann nur: ja.. Wenn ich mich unwohl fühle fange ich halt zum lachen an…
Klar kann ich das im Nachhinein nachvollziehen aber es hat mir in der Situation nicht geholfen ihr Verhalten korrekt einzuschätzen… Und ich habe sie nicht angetatscht oder so sondern nur den Weg versperrt und herausgefordert…
War für mich dann extrem unangenehm weil ich meinte meinen Char auszuspielen und dann bekomm ich eine Beschuldigungen an die backe…
Chiara Gossler hat geantwortet:
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Oft wenn ich, wie oben das auch schon von einer anderen Spielerin bemerkt würde, Offensive Charaktere spiele, oftmals Prostituierte, wird das Flirten OT verstanden und man wird gefragt ob da ” nicht auch OT was gehen würde” ( zitat). Ich kann nicht sagen dass ich mich dadurch sexuell belästigt fühle, denn fragen, finde ich, kann man was man will solange man ein ” Nein” als Antwort akzeptiert, aber es wirft mich aus dem Spiel raus, macht Szenen kaputt und mich deswegen echt grantig…
Katharina Sophie hat geantwortet:
Ich weiß nicht ob meine Erfahrungen hier irgendeine Bereichnung sind, aber von dem was ich gelesen habe, war der Konsens, dass es meistens Anfänger sind die belästigt werden und meist die selben alten Bekannten die es tun. Das kann ich so nicht bestätigen. Bei mir waren es zwei Vorfälle:
1) Ein Larp Anfänger meinte It-Geflirte sei eine Einladung. Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich nahm seine Hand und legte sie demonstrativ auf den Tisch. Er machte das wieder und insgesamt musste ich sie dreimal (!) entfernen. Seine Reaktion war, dass er mir seine Zunge in den Hals stecken wollte. Ich habe ihn dann zur Rede gestellt. Er meinte ich sei selbst Schuld, wenn ich solche Zeichen sende… Danach wollte ich Jahrelang keine Liebesplots mehr spielen.
2) Sollte einen Frischlingsstreich geben. Wir waren zu 4. oder 5. in einem Raum, zumindest zwei Männer die ich nicht näher kannte. Ich wurde im Spiel aufgefordert mich auszuziehen. Ich tat das soweit es für mich Ot kein Problem war. Hatte noch Unterhemd an und wurde aufgefordert das auch auszuziehen, mehrfach und eindringlich. Ich dachte mir “geht’s noch”, eine Frau auffordern sich komplett auszuziehen???? Habe Ot gesagt sicher nicht. Dann war auch Ruhe und wir haben Szene beendet. Ich bin mir trotzdem schäbig vorgekommen. Irritierenderweise gleichzeitig wie eine Nutte und als Spielverderberin. Da ware ich schon eine erfahrene Larperin. Ich schaffte es Nein zu sagen, aber es war eine sehr ungute Erfahrung. Und wie kommt man auf so eine Idee????? Der Spieler war übrigens CoSL am Spiel.
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Ich weiß nicht, ob es direkt dazugehört, deshalb bitte löschen, falls es nicht passt. Ich bin mir zwar sicher, dass es von der Orga, die dieses Spiel geleitet hat, definitiv NICHT beabsichtigt war, aber damals fühlte ich mich trotzdem ein wenig vor den Kopf gestoßen. Die Charaktere für das Spiel wurden vorgeschrieben, damit jeder mit jedem gewisse Berührungspunkte hatte, die man nach Belieben bespielen konnte – so weit, so gut. In einem Anmeldeformular wurden unter anderem auch Themen abgefragt, die man unter keinen Umständen bespielen wollte – so auch Sexualität, Gewalt, Romanzen und Ähnliches, das vielleicht erfahrenen und weniger sensiblen Spielern weniger ausmachen würde. Ich kreuzte an, dass ich keines dieser ‘heiklen’ Themen bespielen wollte, einerseits, weil es das erste Larp für mich und meine beste Freundin war und ich mich definitiv nicht getraut hätte, solche Handlungen IT auch nur ansatzweise anzudeuten, andererseits, weil ich durchaus in meiner Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht habe, und ich in einem neuen Hobby nicht unbedingt alte Wunden aufreißen möchte. Prompt wurde mir ein Charakter zugeteilt, der in seiner Vergangenheit eine Frau vergewaltigt hatte, die er auf diesem Spiel wieder treffen sollte. Ich war perplex, weil ich doch ausdrücklich solche Themen abgelehnt hatte. Glücklicherweise war das noch in der Vorbereitungsphase und ich konnte die Orga bitten, mir einen ‘unschuldigeren’ Charakter zuzuteilen. Insgesamt war das Spiel selbst dann ein tolles Erlebnis, auch wenn der Nachgeschmack etwas bitter ist, dass es scheinbar Bedarf gibt, einem Charakter solche Tropes anzuhängen, nur damit ein Spiel ‘interessanter’ sein kann. Der von mir abgelehnte Charakter wurde einem anderen Spieler zugeteilt, und ich weiß nicht, in wie weit dieser ‘rote Faden’ dann überhaupt von den Betroffenen bespielt worden ist – bemerkt hätte ich es nicht – aber es wäre auch gänzlich ohne dieses Trope ein nervenzerreißend spannendes Larp gewesen, worüber ich noch Wochen nach dem Spiel mit Begeisterung erzählt habe. Daher finde ich es auch von der Orga etwas seltsam, dass sie solche Handlungen für das IT-Spielgeschehen (wenn auch nur angedeutet) auch nur in Betracht zieht, denn sowas überschattet halt ein ansonsten sehr gut organisiertes, immersives Spielerlebnis mit tollen Charakterverknüpfungen (mit Ausnahme des oben Genannten natürlich).