LET’S TALK ABOUT LARP: “Workshops”
Nachlese vom 28.10.2020
Am 28.10. fand die erste Ausgabe von LET’S TALK ABOUT LARP! statt. Ein bunt gemischtes, kleines Grüppchen aus Larp-Enthusiast*innen nutzte die Gelegenheit und hat sich zum Thema “Workshops” ausgetauscht. Die Ergebnisse aus der Diskussion werden, wie auch bei anderen LTAL-Veranstaltungen, hier im Blog von 1000 Atmosphären festgehalten und dürfen auch gerne geteilt werden.
Sie stellen nicht die Meinung von 1000 Atmosphären, der Veranstalterin, Einzelpersonen oder Vereinen dar, sondern sollen allen, die nicht dabei waren, eine facettenreiche Nachlese-Möglichkeit bieten.
Die folgende Nachlese ist unter der Leitung von David-Emanuel Leiche und unter Mitarbeit von Nicholas Chung, Nicole Goci, Kai Hermann, Kristina “Krisu” König, Jessica Karkheck, Stefan Petrovič, Patricia Urban (in alphabetischer Reihenfolge) und anderen entstanden.
Aggregierte Infos zu den Teilnehmer*innen von LTAL 1 sind am Ende dieses Beitrages zu finden.
Vorab-Leseempfehlungen zur Veranstaltung waren die folgenden beiden Artikel (zur Weiterleitung einfach auf die Titel klicken):
- Teilnehmer*innen Vor- und Nachbereitung
(1000atmosphaeren.at) - Culture Calibaration in Pre-Larp Workshops
(nordiclarp.org)
Editiert von Olivia Fischer.
Workshops
Brauchen wir sowas überhaupt? Wo können Workshops (WS) hilfreich sein, wo stören sie? Trennen Workshops die Larpkulturen? Welche Erfahrungen hast du mit Workshops im Rahmen von Larps gemacht?
Erfahrungen der LTAL-Teilnehmer*innen mit Workshops
Positive:
- Vorstellungsrunde
- Kennenlernen von Gruppenmitgliedern
- Verknüpfungs-Workshops
- Wer ist bereit körperlich zu werden (Kampf/ Infight)? Wer möchte dies gar nicht?
- Hilfe ins Setting zu kommen – gemeinsames Einstimmen (z.B. durch einen Film)
- Safewords und andere sicherheitsrelevante Themen ansprechen
- Eskalationsstufen
- Workshops können eine im Vorhinein notwendige Vorbereitungszeit ersetzen.
Negative:
- Skepsis von Teilnehmern
- schlecht vorbereitete WS
- WS kosten Zeit, auch in der Vorbereitung
- WS wirkten belehrend
- WS waren frontal Vorträge
Anderes:
Grundvoraussetzung in Form von Sicherheitsübungen,
(Spieler-Ansprachen sind international mit Workshops vergleichbar)
Do’s & Dont’s für Workshops
Hier findet ihr ein buntes Potpourri and Tipps für alle, die gerne Workshops in ihr Larpdesign inkludieren möchten.
- Know your audience – Der richtige Workshop für mein LARP!
- Gegenseitiger Respekt als Grundvoraussetzung für jede Interaktion
- Moderation – Gesittete Diskussionskultur, alle zu Wort kommen lassen
- Nach Möglichkeit interaktiv gestalten – Teilnehmer*innen einbinden
- Nach Möglichkeit frontal Vorträge vermeiden
- Workshops an das Spiel anpassen (Setting und Mechaniken)
- Kleine Gruppen zu den Themen, nach Bedarf auch parallel Workshops abhalten wenn Themen z.B. für Gruppe A relevant sind und für Gruppe B nicht
- “In der Kürze liegt die Würze” – WS sollten nicht zu lange dauern – straffes Zeitmanagement
- Aufteilung in Kleingruppen – Umso weniger Leute, desto mehr muss der/die Einzelne sich einbringen
- Transparenz im vornherein
- Workshops ankündigen
- Einwilligung bei Anmeldung
- klar Formulieren – wozu ist der WS gut, darauf lässt man sich ein
- Freiwilligkeit – Zur Teilnahme verpflichten, aber auch die Option bieten einen WS auszulassen (Sofern es für das LARP passt)
- Bei problematischen/sensiblen Inhalten gute Briefings und Debriefings, Nachbereitungen bei emotional aufwühlenden Veranstaltungen/ Hard-Cut-Offs (Zur Verhinderung/Abdämpfung von LARP-Bleeding)
- Keine Experimente auf den Veranstaltungen
- Workshops vor der Durchführung komplett durchplanen (im Vorhinein testen)
- Workshops auf Augenhöhe, nicht belehrend – Spielleiter*in sollte sich als “Spielhelfer*in” verstehen
- Gemeinsam mit Helfer*innen abhalten
Beispiele für Workshops
Es wurden nicht alle folgenden Beispiele während der Veranstaltung besprochen, aber sie wurden im Anschluss an die Veranstaltung von den Teilnehmenden zusammengetragen.
- Spieler*innen-Ansprache: In einer SA werden die allgemeinen Gegebenheiten der bevorstehenden Veranstaltung geklärt. Oft in Form eines kurzen Frontalvortrags (~15-45min)
Bis wohin geht das Spielgelände, was gibt es darüber und über das LARP zu wissen. Nach welchem Regelwerk wird gespielt, welche Signalwörter gibt es und alles was es sonst noch zu wissen gibt wird geklärt. Danach besteht oftmals noch die Möglichkeit fragen zu stellen.
- NSC-Ansprache: Eine Nicht-Spieler*in-Charakter-Ansprache ist in vielen Punkten der Spieler*innen Ansprache ähnlich, allerdings werden zusätzlich noch fragen zum Plot und Rollenverteilungen geklärt.
- Vorstellungsrunden: Man stellt sich gegenseitig vor. Oder Ansprechpersonen stellen sich vor.
- Safeword-WS: Einzelne Wörter und Phrasen die reale Gefahren herausstreichen und oder verhindern sollen.
- Kampf-WS: Das richtige Kämpfen, der allgemeine Umgang mit Waffen oder auch ist meine Waffe geeignet im LARP-Kampf verwendet zu werden?
- Verknüpfungs-WS: Welche Charaktere haben welchen anderen Verbindungen/Beziehungen, man lernt die echten Personen dahinter kennen und bereitet sich auf das gemeinsame Spiel vor.
- Handwerk-WS: Es werden gemeinsam Gegenstände produziert oder das Arbeiten mit bestimmten Materialien vermittelt.
- Nachbereitung: Debriefing
Begriffserklärungen
Die folgenden Erklärungen sind keine allgemein gültigen Definitionen, sondern zeigen, wie sie von den Teilnehmenden von LTAL 1 (“Workshops”) verwendet wurden:
Bleed / Bleeding: Gefühle / Stimmungen aus dem Larp bleiben hängen und werden in das reale Leben mitgenommen. Man kann es auch mit Fernweh vergleichen. Man möchte zurück ins Spiel und die Geschichte der Charaktere erneut oder weiter erleben, Man möchte weiter spielen um zu sehen wie es weitergeht oder nochmal spielen um zu sehen ob Dinge anders verlaufen würden. Man hat Sehnsucht nach den Charakteren oder der fiktiven Welt.
Eskalationsstufen: Anstatt im Konfliktspiel direkt auf endgültige Lösungen zurück zugreifen (z.B. Kampf, Mord, Abbruch jeglicher Interaktion) ist es ratsam in einer Konfliktsituation Spiel durch Einhalten von Eskalationsstufen zwischen den Akteuren anzuheizen und am Laufen zu halten.
Fließendes-Time-Out: Fließendes Time out bedeutet, dass das Spiel kein vorgegebenes Ende hat, nachdem alle abrupt in die eigene Person wechseln, sondern nach Abschluss der Handlung die Spieler noch eine (selbst bestimmte) Zeit lang in Charakter bleiben und als Charaktere Geschehenes besprechen und vielleicht auch verarbeiten können.
Infight: Direkter Nahkampf mit Berührung. Analog zu Prügeleien, Messerkampf, Ringen und ähnliches
Hard-Cut-Offs: Im Gegensatz zum fließenden Time-Out, wird hier nach erreichen eines bestimmten Zeitpunktes bzw Plot-Punktes ein Ende vorgegeben und alle Spieler haben zu diesem Zeitpunkt aus der Rolle zu gehen.
Plot: Die Handlung bzw. der Handlungsstrang des Spiels. Es kann auch individuelle Charakter-Plots geben, sprich eine Handlung die nur eine kleine Gruppe von Charakteren direkt betrifft.
So könnte der Plot eines Priesters sein, andere zu seinem Glauben zu konvertieren, während der Plot des Spiels ist, die Stadt vor einem Dämon zu retten.
Allgemeine Larp Infolinks:
Die folgenden Links wurden im Rahmen der Veranstaltung erwähnt und gesammelt:
Teilzeit Helden – Erklärung zu Larp-Bleeding
https://www.teilzeithelden.de/2013/05/15/bleeding-ein-kurzer-einblick-in-die-mechanismen-des-larp/
Nord-Amerikanische Gaming Expo (inkl. LARP) “METATOPIA 2020” 05.11.2020 (Online) –
https://www.dexposure.com/m2020.html
Deutsche Larp-Konferenz – “Mittelpunkt” 13.-15.11.2020 (Online)
https://www.larp-mittelpunkt.de/
Internationale Plattform zu Larps (ursprünglich Nordic Larp), Larp Theorie
3w6-Podcast Erzählspiele, Rollenspiele, Pen and Paper
Larpschmiede – Larp Arbeitsgruppe & Homepage des Verein INKOGNITO
Larp-Österreich – Ein loser Zusammenschluss von Larpveranstaltern in Österreich
https://www.larp-oesterreich.at/
Aggregierte Informationen über die Teilnehmer*innen von Let’s Talk About Larp! am 28.10.2020
Die folgenden Daten wurden im Kennenlernteil von LTAL auf freiwilliger Basis erhoben und gleich gemeinsam betrachtet.
Die Balken von Links nach rechts: Fantasy – klassisch (ala Herr der Ringe, DSA, etc.); Fantasy – spezielle Settings (z.B. Legend of the Five Rings,..); Historisch (vor dem 20. Jhdt.); Historisch (ab Beginn des 20. Jhdt.); Realwelt – Gegenwart; Endzeit; Steampunk / Dieselpunk; Cyberpunk; Science Fiction
Die Balken von links nach rechts: Action (Kämpfe & Körperliche Anstrengung); Abenteuer & Rätsellösen; Feiercons (Geselliges Beisammensein mit Essen & Trinken); Gesellschaftskritische / Philosophische Larps; Edularps (Larps mit Lerninhalten); Horror; Comedy / Satire; Hauptsache intensives Charakterspiel; Fokus Zwischenmenschliche Beziehungen (Romanzen, Intrigen, ..); andere